Kapitel 26
aus „Mormonism – Shadow or Reality?“ von Sandra und Jerald Tanner
Das Wort der Weisheit
übersetzt von Manfred Trzoska
Am 27. Februar 1833 gab Joseph Smith die Offenbarung, die als „Wort der Weisheit“ bekannt ist. Diese Offenbarung erscheint als Abschnitt 89 der Lehre und Bündnisse. Unten befindet sich eine Abschrift dieser Offenbarung:
Lehre und Bündnisse
ABSCHNITT 89
Offenbarung, gegeben durch Joseph Smith, den Propheten, am 27. Februar 1833 zu Kirtland, Ohio (History of the Church, 1:327–329). Als Folge davon, daß die Brüder anfänglich in ihren Versammlungen Tabak benutzten, sah sich der Prophet dazu veranlaßt, über diese Sache nachzudenken; infolgedessen befragte er diesbezüglich den Herrn. Das Ergebnis ist diese Offenbarung, bekannt als das Wort der Weisheit. Die ersten drei Verse wurden ursprünglich vom Propheten als inspirierte Einleitung und Schilderung niedergeschrieben.
1–9, Der Gebrauch von Wein, starkem Getränk, Tabak und heißem Getränk wird untersagt; 10–17, Kraut, Früchte, Fleisch und Körnerfrucht sind für den Gebrauch des Menschen und der Tiere verordnet; 18–21, Dem Evangeliumsgesetz gehorchen, einschließlich des Wortes der Weisheit, bringt zeitliche und geistige Segnungen.
1 Ein Wort der Weisheit zum Nutzen des Rates der Hohenpriester, die in Kirtland versammelt sind, und der Kirche und auch der Heiligen in Zion—
2 auszusenden als Gruß, nicht als Gebot oder Nötigung, sondern als Offenbarung und als Wort der Weisheit, zeigt es doch die Ordnung und den Willen Gottes in bezug auf die zeitliche Errettung aller Heiligen in den letzten Tagen—,
3 gegeben als Grundsatz mit einer Verheißung, angepaßt der Fähigkeit der Schwachen und der Schwächsten unter allen Heiligen, die Heilige sind oder so genannt werden können.
4 Siehe, wahrlich, so spricht der Herr zu euch: Infolge der Schlechtigkeit und der bösen Absichten, die im Herzen von verschwörerischen Menschen in den letzten Tagen vorhanden sind und sein werden, habe ich euch gewarnt und warne euch im voraus, indem ich euch durch Offenbarung dieses Wort der Weisheit gebe:
5 Insofern irgend jemand unter euch Wein oder starkes Getränk trinkt, siehe, so ist das nicht gut und in den Augen eures Vaters auch nicht recht, außer wenn ihr euch zusammenfindet, um vor ihm eure heiligen Handlungen darzubringen.
6 Und siehe, das soll Wein sein, ja, reiner Wein aus den Trauben des Weinstocks, von euch selbst erzeugt.
7 Und weiter: Starkes Getränk ist nicht für den Bauch, sondern daß ihr euch damit den Körper wascht.
8 Und weiter: Tabak ist nicht für den Körper, auch nicht für den Bauch, und ist nicht gut für den Menschen, sondern ist ein Kraut für Quetschungen und für alles kranke Vieh und soll mit Verstand und Geschick gebraucht werden.
9 Und weiter: Heißes Getränk ist weder für den Körper noch für den Bauch.
10 Und weiter, wahrlich, ich sage euch: Alles bekömmliche Krautt hat Gott für die leibliche Verfassung und Beschaffenheit des Menschen und zu seinem Gebrauch verordnet—
11 ein jedes Kraut zu seiner Jahreszeit und eine jede Frucht zu ihrer Jahreszeit; und sie alle sind mit Vernunft und Danksagung zu gebrauchen.
12 Ja, auch Fleisch von Tieren und von den Vögeln der Luft habe ich, der Herr, verordnet, daß der Mensch es mit Danksagung gebrauche; doch soll es sparsam gebraucht werden;
13 und es ist mir angenehm, daß es nicht gebraucht werde, außer in Zeiten des Winters oder der Kälte oder der Hungersnot.
14 Alle Körnerfrucht ist für den Gebrauch des Menschen und der Tiere verordnet, daß sie die Stütze des Lebens sei, nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels und alle wilden Tiere, die auf Erden laufen oder kriechen;
15 und diese hat Gott gemacht, damit der Mensch sie gebrauche, doch nur in Zeiten der Not und des übermäßigen Hungers.
16 Alle Körnerfrucht ist gut als Nahrung für den Menschen, wie auch die Frucht des Weinstocks und das, was Frucht bringt, sei es im Boden oder über dem Boden—
17 doch Weizen für den Menschen und Mais für das Rind und Hafer für das Pferd und Roggen für das Geflügel und die Schweine und für alle Tiere des Feldes und Gerste für alle nützlichen Tiere und für leichtes Getränk, wie auch andere Körnerfrucht.
18 Und alle Heiligen, die sich dieser Worte erinnern und sie befolgen und tun und die in ihrem Wandel den Geboten gehorchen, werden Gesundheit empfangen in ihrem Nabel und Mark für ihre Knochen
19 und werden Weisheit und große Schätze der Erkenntnis finden, selbst verborgene Schätze,
20 und werden laufen und nicht ermüden und werden gehen und nicht ermatten.
21 Und ich, der Herr, gebe ihnen die Verheißung, daß der zerstörende Engel an ihnen vorübergehen wird wie an den Kindern Israel und sie nicht töten wird. Amen.
Beachten Sie, dass das Wort der Weisheit den Gebrauch heißer Getränke, starker Getränke und von Tabak verbietet. Die Mormonenkirche legt heute heiße Getränke als Tee und Kaffee aus. Es scheint aber, dass in der frühen Geschichte der Kirche alle heißen Getränke verboten waren. Am 7. April 1868 erklärte der Mormonenapostel George Q. Cannon, dass Schokoladegetränke und heiße Suppen verboten wären:
“Man sagte uns, und das auch sehr deutlich, dass heiße Getränke – Tee, Kaffee, SCHOKOLADE, KAKAO und alle derartige Getränke für den Menschen nicht gut sind... wir müssen unsere Kinder richtig ernähren... Wir dürfen ihnen NICHT ERLAUBEN, Schnaps und heiße Getränke, oder HEISSE SUPPEN, zu trinken oder Tabak oder Dinge, die schädlich sind, zu gebrauchen. (Journal of Discourses, Bd. 12, S. 221 & 223)
Obwohl die Offenbarung nur die Worte “heiße Getränke” verwendet, legt die Mormonenkirche dies heute so aus, dass dies Dinge meint, die Koffein enthalten. In anderen Worten: Die Betonung liegt nicht mehr darauf, ob etwas heiß oder kalt ist, sondern eher, wie viel Koffein es enthält. Zum Beispiel verdammt ein Artikel der Improvement Era das Trinken von Cola-Getränken. Er erklärt, dass eine große Flasche Cola-Getränk ungefährt dieselbe Menge an Koffein enthielte wie eine Tasse Kaffee.
Andererseits werden Schokoladegetränke, obwohl sie heiß sind und eine geringe Menge Koffein enthalten, nicht mehr verboten. Folgendes erschien auf der Seite des Herausgebers des Kirchenteils in den Deseret News:
“Eine der neuesten Bemühungen, das Trinken von Kaffee zu rechtfertigen, ist die gegenwärtige Propaganda, dass das Trinken von Kakao oder Schokolade gegen das Wort der Weisheit ist und dass Kakao angeblich mehr Koffein als Kaffee enthält.
Es ist schwer zu verstehen, warum einige Personen Freude daran zu haben scheinen, Leute mit extremen Aussagen zu schockieren, oder warum sie Freude daran haben, so sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, dass sie gewillt sind, Unwahrheiten in die Welt zu setzen, als wären sie Tatsachen. ...DIE TATSACHEN zerstreuen jede Ansicht, dass Kakao so schädlich wie Kaffee ist. Personen, die sagen, dass diejenigen, die heiße Schokolade trinken, das Wort der Weisheit GENAUSO WIRKSAM brechen, ALS WÜRDEN SIE KAFFEE TRINKEN, SAGEN NICHT DIE WAHRHEIT...
Bei Interviews für Tempelempfehlungscheine, zum Beispiel, oder für das Aufsteigen im Priestertum, oder für die Taufe oder sonst einen Zweck, fragen Bischöfe nicht danach, ob jemand Kakao trinkt oder schokoladige Süßigkeiten isst. Wenn der Gebrauch von Kakao oder Schokolade gegen die Lehre der Kirche wäre, würde man danach fragen, aber dies ist nicht der Fall.” (Deseret News, Seite der Redaktion in den Kirchennachrichten, 5. Mai 1962)
Obwohl einige Teile von Joseph Smiths Wort der Weisheit von den Mormonenführern betont werden, werden andere fast vollständig ignoriert. Der Mormonenschreiber John J. Stewart erklärt: „Die Ermahnung, wenig Fleisch zu essen, wird WEITGEHEND IGNORIERT, wie auch einige ANDERE PUNKTE der Offenbarung.“ (Joseph Smith the Mormon Prophet, S. 90)
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